Wachstumsschub - Refugees' Kitchen
REFUGEES' KITCHEN

WACHSTUMSSCHUB

22.07.16
Wir müssen uns entschuldigen: wir haben zu viel gearbeitet. Ein neues Team werkelt nun schon seit beinahe zwei Monaten an Ellie – oder vielmehr an ihrer Ladung. Ellie sammelt fleißig Abfahrtkräfte auf ihrem neuen Stellplatz bei der Deutschen Bahn, auf der anderen Seite der Gleise. Also, wenn man vom Knotenpunkt kitev im Turm aus auf die Sache schaut.

Aber ein bisschen der Reihe nach. Mit vereinten Kräften haben wir der kränkelnden Ellie bei und mit Giorgio wieder auf die Räder geholfen. Und sind mit Sack und Pack zu unserer neuen Werkstatt bei der Bahn gefahren. Dort haben wir nicht nur Platz und technischen Support, sondern mit zwei Elektroniker-Auszubildenden aus dem Betrieb auch zwei veritable zusätzliche Teammitglieder. Und einen ganz neuen Arbeitsrhythmus. Jeder Partner bringt seine eigenen Arbeitszeiten und –auflagen mit in das Projekt. Und so wird Ellie am Ende wahrscheinlich ein souveränes Chamäleon.
Bevor’s in der neuen temporären Heimat richtig losging mit dem elektronischen Innenausbau des Ladecontainers haben wir noch einen kurzen und spektakulären Abstecher nach Berlin gemacht. Das Stahlbau-Team und wir sind gemeinsam im Kleinbus über die Autobahn gerast – und gerade noch pünktlich zum Apéro im Deutschen Historischen Museum erschienen. Dort haben wir nach der ehrenvollen Nominierung zwar keinen weiteren Preis erhalten. Aber es hat einen schönen Punkt hinter den ersten Bauabschnitt an der Küche gesetzt. Außerdem konnten wir schon mal testen, wie gut wir als Reiseteam funktionieren. Noch ohne Küche. Da mussten dann einstweilen des Berliner Bäcker’s Belegungskünste herhalten.

Durch den zweiten Bauabschnitt weht der Wind der Jugend. Unsere aktuellen Kollaborateure kommen aus der internationalen Orientierungsklasse des Hans-Sachs-Berufskollegs. Einige von ihnen haben bereits abgeschlossene Berufsausbildungen und so kommen wir zum Beispiel ganz unverhofft zu schönen neuen Sitzbezügen für Ellie. Die entstehen allerdings nicht bei der Bahn, sondern in unserem zweiten Atelier im Oberhaus. So heißt für uns das Hochhaus, das einen Steinwurf entfernt vom Bahnhof an der Friedrich-Karl-Strasse steht und dessen Bewohner die neue Werkstatt im eigenen Haus bereits als Reparaturstelle schätzen lernen. Hier zu Gast zu sein und Teil dieses eigenen Kosmos zu werden – das ist so aufregend, dass wir schon dabei sind, es zu vertiefen. Dazu gibt’s bald mehr. Herzliche Einladung, uns dort zu besuchen!

Besuch gibt’s auch jetzt schon eine Menge. In der vergangenen Woche hat unser Freund und Elektronikgenie Samuel aus Berlin mit dem Team eine Struktur für die Elektrik im Truck gebaut. Gasleitungen, Elektrokabel – alles was das Küchenherz zum Schlagen braucht. Daran bauen wir aktuell fleißig weiter und beschäftigen uns parallel mit einem Übersetzungsprozess der anderen Art: verschiedenen Sprachen, Pläne zu schreiben und zeichnen.
Aber Übersetzungsexperten sind ohnehin alle Beteiligten. Wir erleben hier eine Situation, die eigentlich Alltag ist im multilingualen und –kulturellen Deutschland: Wir finden Strategien, uns gegenseitig zu erklären, was und wie wir es meinen. Und weil wir uns gegenseitig so viel erklären wollen, um zusammen arbeiten zu können, ist Fremdheit plötzlich ein großer Freund: Wir erleben, dass Selbstverständnisse wieder zum Anlass der Betrachtung werden können. Wenig ist selbstverständlich, wenn man sich gegenseitig erklärt, wie Sprachen und Skills überhaupt funktionieren, um etwas umsetzen zu können. Irgendwie bedeutet das auch, dass man selbst anders versteht, wie die Dinge und man selbst funktioniert. Und darin liegt dann wieder ein schönes Potential der Veränderung.

Was sich definitiv bereits verändert hat: unser Verhältnis zur Langsamkeit. Wir leben ja grundsätzlich in einer Situation, wo Schnelligkeit als Stärke und Führungsqualität gilt. Auf unseren Baustellen gilt: Ruhe und Beharrlichkeit bringen uns weiter. Das geht dann im Endeffekt vielleicht sogar schneller, aber im Grunde geht es darum, eine neue Ökonomie von Arbeit zu probieren. Und darin entstehen dann: Möbel für die Inneneinrichtung. Schöne Kabelstrassen im Container. Neue Sitzpolster für die FahrerInnen. Und nun mit unserem neuesten Besucher Fred aus Leipzig auch gesiebdruckte Innenwelten für das Küchenteam.

BURST OF GROWTH!

We have to apologize: We´ve been working too much recently. An expanded team is fixing Elli since two month already – or rather on her loading. Elli charges a lot of energy before her route starts…happening in her new home on a location owned by the Deutsche Bahn on the other side of the rail tracks. So to see it from kitev´s viewing angle in the Watertower.

But to start from the beginning. Together with Giogio, the hydraulic expert, we helped Elli to get back on track with joined forces. Soon after we moved her to her new residence where the last steps will be taken until she can go on tour. There we have great technical support, much space and in addition to our team two electronic trainees who complement with their skills. And of course a whole new working scedule. Each member of the team brings in a different working rhythm and energy so that Elli will probably become a chameleon.

Before the interior work at the new temporary location could really start we took a little spectacular trip to Berlin first. Some of the team and kitev speeded with a minibus over the motorways straight to the capital and right in time to catch some drinks at the aperitif at the german history museum. Although we didn´t get the first price this nomination already set a great mark of recognition after our work so far. Nevertheless we could test ourselves as a team on tour. And instead of our kitchen on wheels the Berlin bakery served us with sandwiches.

The second phase of the building process was refreshed by the spirit of the youth. Our current collaborators are part of the international class at the Hans-Sachs-College. Some of them have already a completed education and so it happen to get new great made seatcovers for Ellie. These are actually made in the atelier at the highrise building at the Friedrich-Karl-Street close to the main station. The residents of the house already appreciated the new repair shop in the building. To be guest in this house and part of this own little cosmos is so exciting that we are already in research. Soon, there will be more. You are more than welcome to visit us there!

Visitors have been around so far. In the last week our genius Electrician Samuel from Berlin was in Oberhausen to help our team to build a good structure for the electricity of the truck. Gas pipes, electrical wires – everything what the heart of a kitchen needs to beat. All these tasks are currently in progress and beside we´re taking care of another important element – the translation: to create schedules in many different languages. But experts of translation are basically all the teammates. We are experiencing a situation here which is actually known in the multilingual- multicultural germany: We´re finding ways and strategies to understand each other all the time. And because we would like to tell each other so much in order to work together, strangeness becomes closeness:
We see that things we thought are going without saying, are not naturally given. As soon as we question how languages and skills needs to function in order to achieve something together nothing is explained by itself. That includes also to see ourselves from a different angle in order to understand how things and we as people are working. And in this lies the great potential of change.

What has definitely changed so far is our relation regarding slowness. We are living in principle in a society where rapidity counts as strength and leadership skill. On our construction site counts: calm, patience and insistence bring us further. That could actually speed up the whole process in the end. But the basic idea is to try out a new economy of work. In this matter will be achieved: furnitures for the interior. Well-made cable looms in the container. New seat cushions for the driver. And now with the help of our visitor Fred from Leipzig serigraphical prints for the interior.